Gefühlte Zukunft

Die Zukunft ist besetzt von Hoffnungen und Befürchtungen; sie lässt nicht kalt. Gesellschaftliche Kontroversen werden regelmäßig auch über Zukunftsbilder ausgetragen. Als wissenschaftliche Disziplin bemüht sich die Zukunftsforschung um die Konstruktion möglichst objektiver Zukunftsbilder, die – soweit möglich – faktenbasiert sein sollen und nicht von Emotionen gesteuert. Bei genauerer Betrachtung spielen jedoch neben der Ratio auch Emotionen eine gewichtige Rolle bei der Erforschung plausibler, möglicher und wahrscheinlicher Zukünfte – und eben auch wünschenswerter oder zu vermeidender Zukünfte! Mehr noch gilt dies für Foresight, das die Gestaltungskomponente von der Identifikation von Zielen bis zur Motivierung gemeinsamer Handlungen explizit einschließt. Emotionen sind in jedem Forschungsprozess präsent. Beeinflussen sie auch die Auswahl und Eingrenzung von Forschungsgegenständen? Die Entscheidung über die zu nutzenden Methoden? Die Darstellung von Ergebnissen? Wo wird Foresight zu Fearsight?

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In dem Sammelband „Gefühlte Zukunft. Emotionen als methodische Herausforderung für die Zukunftsforschung“, herausgegeben von Katharina Schäfer, Karlheinz Steinmüller und Axel Zweck, thematisieren 20 Autoren in 15 Beiträgen diese und verwandte Fragestellungen. Als Beispiel sei der Beitrag „Wilde Zukünfte“, über den Umgang mit Emotionalität bei der Identifikation, Beschreibung und Auswertung von Wild Cards erwähnt, meinem Lieblingsthema. Als abstraktes Gedankenspiel lässt sich recht unemotional mit Wild Cards operieren, sobald man aber nach konkreten Auswirkungen auf einen selbst, die Familie, die eigene Lebenswelt fragt, drängen starke Gefühle in den Vordergrund. – Auch bei den Forschenden selbst.

Insgesamt werfen die Beiträge die Frage auf, ob wir Emotionalität in der Zukunftsforschung neu denken müssen. Das Buch ist bei Springer erschienen und hier erhältlich.

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